Von der Versicherungsbranche in die Welt der Textilien – Katrin Grüninger hat es geschafft, ihre Leidenschaft zu ihrem Beruf zu machen. Heute ist sie in der 3D-Produktentwicklung bei Calida tätig und hat einen einzigartigen Karriereweg eingeschlagen. Im Gespräch gibt sie spannende Einblicke in ihre Ausbildung, ihren Werdegang und ihre Arbeit.
Katrin, vielen Dank, dass du dir die Zeit für dieses Interview nimmst. Du bist heute in der 3D-Produktentwicklung bei Calida tätig. Aber was hat dich ursprünglich dazu gebracht, den Schritt in die Textilbranche zu wagen?
Nach meiner Ausbildung zur Kauffrau und einigen Jahren in der Versicherungsbranche merkte ich schnell, dass ich in eine andere Richtung gehen möchte. Das Studium an der STF ermöglichte mir berufsbegleitend den Einstieg in die Textilbranche und gab mir das notwendige Fachwissen, um einen Wechsel in diese neue Branche zu wagen.
Warum war dir ein berufsbegleitendes Studium wichtig?
Der Fashion Assistant (so hiess der Studiengang damals, heute heisst er Fashion Spezialist), wurde sowohl Vollzeit als auch berufsbegleitend angeboten und war für mich die ideale Lösung. Dadurch konnte ich auch erspüren, ob ich wirklich in diese Richtung resp. in die Textilbranche wechseln möchte und mein Hobby zu meinem Beruf machen möchte.
Welche Herausforderungen gab es für dich im Studium und wie hast du sie gemeistert?
Das zweite Studium – Technikerin HF und Bachelor – war definitiv herausfordernd, vor allem, weil ich nebenbei noch in einem hohen Arbeitspensum gearbeitet habe. Die Zeit war knapp, und es war wichtig, gut zu planen, um alle Prüfungen und Semesterarbeiten zu meistern. Aber durch die Leidenschaft, die ich für das Thema hatte, fiel es mir leichter, durchzuhalten. Auch meine Mitstudierenden waren eine grosse Unterstützung, und gemeinsam haben wir uns durch die schwierigen Phasen geholfen.
Gab es während des Studiums etwas, das dich besonders inspiriert hat?
Für mich war es einerseits die Vielfalt der Textilien, mit denen wir gearbeitet haben und andererseits die Komplexität, die es braucht, einen Schnitt zu entwickeln. Es war faszinierend zu sehen, wie jede kleine Entscheidung bei der Schnittentwicklung Auswirkungen auf das Endprodukt hatte.
Gibt es einen besonderen Moment, der dir in Bezug auf dein Studium in Erinnerung geblieben ist?
Ein ganz besonderer Moment war, als wir während eines Projekts mit H&M zusammenarbeiteten. Einige von uns, mich eingeschlossen, hatten die Möglichkeit, ihre Designs in den Schaufenstern von H&M auszustellen. Es war unglaublich, das eigene Werk in einem Schaufenster zu sehen und zu wissen, dass es auch von anderen Menschen wahrgenommen wird.
Und wie ging es nach dem Studium weiter?
Während des Studiums fasste ich schon Fuss in der Textilbranche und arbeitete in der Testex AG. Das war mein 1. Schritt in die Textilbranche – zwar noch nicht in den ersehnten kreativen Bereich, doch drehte sich bei diesem Job schon alles um Textilien. Nach dem Studium wusste ich, dass der kreative Einstieg in die Textilbranche nicht einfach werden würde. Ich hatte diesbezüglich keine Berufserfahrung und war eine Quereinsteigerin. Aber ich habe nie aufgegeben und stets weiter nach Chancen gesucht. Durch meine Bachelorarbeit, die sich um virtuelles Prototyping im Wäschebereich drehte, hatte ich sehr gute Chancen auf die damals bei Calida ausgeschriebene Stelle – die ich auch bekommen habe. Es handelte sich vorerst um eine befristete Praktikumsstelle. Nach dem einjährigen Praktikum erhielt ich dann die unbefristete Festanstellung und das war für mich der grosse ersehnte Moment, um auszuschnaufen.
Wie sieht dein Arbeitsalltag heute bei Calida aus?
In meinem Arbeitsalltag dreht sich fast alles um 3D. Ich bin 3D Produktentwicklerin und kümmere mich auch noch zu einem kleinen Teil im schnitttechnischen Bereich um die Ausarbeitung unserer Kinder-/Kleinkinder Artikel.
Ich sorge dafür, dass alle Calida-Artikel in 3D verfügbar sind und perfektioniere sie weiter aus, damit sie für weitere Nutzungsmöglichkeiten verwendet werden können. Was mir an der 3D-Welt so gefällt, ist, dass es für mich eigentlich kein «unmöglich» gibt. Ich probiere ständig neue Lösungen aus und finde Wege, die Artikel realitätsgetreuer darzustellen. Es ist wirklich eine faszinierende und abwechslungsreiche Aufgabe, die nie langweilig wird.
Hast du ein langfristiges Ziel für die Zukunft?
Ich habe bereits ein grosses Ziel erreicht, indem ich den Schritt in die Textilbranche gewagt habe und jetzt in einem Bereich arbeite, für den ich brenne. Mein Ziel ist es, weiterhin zu wachsen, mein Wissen zu erweitern und mich ständig weiterzuentwickeln. Die 3D-Welt ist so spannend und vielfältig – ich möchte noch viel mehr lernen und meine Fähigkeiten ausbauen.
Was würdest du jemandem empfehlen, der denselben Karriereweg einschlagen möchte wie du?
Mein grösster Tipp ist, nicht aufzugeben – auch wenn es nicht sofort eine Stelle gibt. Es kann eine Weile dauern, bis sich die richtige Tür öffnet, aber wenn man geduldig bleibt und an seine Ziele glaubt, wird sich irgendwann eine Chance bieten. Und es ist wichtig, so vielen Menschen wie möglich von seinen Zielen und Wünschen zu erzählen – wer weiss, vielleicht kommt die Gelegenheit durch ein Gespräch.