Francesca, du hast einen bemerkenswerten beruflichen Werdegang. Wie hat deine Reise in die Modebranche begonnen?
Meine Reise begann mit dem Studium der Textiltechnologie und Textilmanagement an der Fachhochschule Reutlingen. Danach habe ich einige Jahre im Vertrieb gearbeitet, unter anderem bei Tommy Hilfiger und Esprit. Aber irgendwann hat mich der Wunsch gepackt, in den Bildungsbereich zu gehen. Ich habe mein Referendariat gemacht und arbeite heute als Berufsschullehrerin für Mode und Wirtschaftskunde. Seit 10 Jahren bin ich auch im Modehaus May tätig und seit drei Jahren leite ich den Bereich Nachhaltigkeit.
Was hat dich dazu inspiriert, den CAS in Sustainability Management in Textiles an der STF zu absolvieren?
Die Entscheidung war tatsächlich ganz praktisch: Ich wollte im Bereich Nachhaltigkeit mehr bewegen. Es war mein Ziel, das Geschäft hier bei May im Bereich nachhaltiger Mode weiterzubringen. Der CAS hat mir nicht nur das notwendige Wissen vermittelt, sondern mir auch neue Perspektiven und konkrete Ansätze gegeben, die ich bei uns umsetzen konnte.
Du sprichst oft von der ganzheitlichen Perspektive der Nachhaltigkeit. Was bedeutet das für dich?
Nachhaltigkeit ist nicht nur eine Frage der Umwelt – sie umfasst auch soziale Aspekte. Es geht darum, Verantwortung für den gesamten Lebenszyklus eines Produkts zu übernehmen, angefangen bei der Produktion bis hin zur Verwendung und Entsorgung. Wir haben bei May verschiedene Initiativen gestartet, die dies widerspiegeln. Ein gutes Beispiel ist unser «Kreislauf»-Projekt, bei dem Kunden ihre alten Produkte zurückbringen können, um sie reparieren oder upcyceln zu lassen. Wir kümmern uns darum, dass die Kleidungsstücke möglichst lange im Kreislauf bleiben.
Das klingt sehr spannend! Wie haben die Kunden auf diese Initiativen reagiert?
Sehr positiv! In einer Kundenbefragung haben wir herausgefunden, dass immer mehr Menschen nachhaltig produzierte Mode bevorzugen. Das hat uns dazu motiviert, unser Sortiment weiter zu erweitern und transparente Informationen über die nachhaltigen Eigenschaften der Marken und Materialien anzubieten. Der Markt reagiert gut und das gibt uns viel Antrieb, weiterzumachen.
Wie hat der CAS-Kurs deinen Ansatz zur Nachhaltigkeit konkret verändert?
Der CAS war unglaublich wertvoll, weil er ein breites Spektrum an Themen abgedeckt hat. Jeder Teilnehmer konnte das Wissen gezielt auf die eigenen Bedürfnisse und die seines Unternehmens anwenden. Für mich war es besonders wichtig, dass ich mit der Abschlussarbeit eine Schulung für unsere Mitarbeiter entwickeln konnte, damit sie unseren Kunden kompetent über nachhaltige Mode beraten können. Dies hat unsere Verkaufsteams sehr gestärkt und unsere Kundenbindung verbessert.
Welche konkreten Massnahmen habt ihr noch unternommen, um nachhaltige Mode zu fördern?
Ein weiteres grosses Projekt war die Entwicklung eines Pflegebereichs auf unserer Webseite, in dem wir unseren Kunden Tipps zur richtigen Pflege ihrer Kleidung geben. Dadurch verlängert sich die Lebensdauer der Produkte, was ein wichtiger Bestandteil der Nachhaltigkeit ist. Wir möchten den Kunden vermitteln, dass Nachhaltigkeit nicht nur beim Kauf eines Produkts relevant ist, sondern auch in der Pflege und im Umgang mit der Kleidung fortgesetzt wird.
Was ist dein Traum für die Zukunft der Modebranche?
Mein grosser Traum ist es, die Modebranche zu revolutionieren, sodass alle Bekleidungsstücke nachhaltig sind. Ich möchte, dass jeder mit einem guten Gefühl einkaufen kann, weil er weiss, dass die Mode, die er trägt, nachhaltig produziert wurde und keinen negativen Einfluss auf die Umwelt hat. Es geht darum, ein Bewusstsein für den Wert der Kleidung zu schaffen und einen Kreislauf zu etablieren, in dem wir die Modebranche nachhaltig gestalten.
Was würdest du anderen empfehlen, die sich ebenfalls für Nachhaltigkeit in der Modebranche engagieren möchten?
Ich würde jedem empfehlen, sich mit dem Thema intensiv auseinanderzusetzen und nicht nur theoretisches Wissen zu erlangen, sondern auch konkrete Projekte zu starten. Es gibt viele Möglichkeiten, die Nachhaltigkeit zu fördern – sei es durch Schulungen, Kundenaufklärung oder die Einführung von Recycling-Initiativen. Und vor allem sollte man den Mut haben, Veränderungen anzustossen, auch wenn der Weg manchmal herausfordernd ist. Aber genau darin liegt die Chance, die Branche positiv zu verändern.
Francesca, vielen Dank für dieses inspirierende Gespräch! Wir wünschen dir weiterhin viel Erfolg.