Albin Kälin hat als Pionier der Kreislaufwirtschaft bewiesen, dass mutige Ideen, Durchhaltevermögen und Innovationsgeist die Welt verändern können.
Sein Weg begann mit einer tiefen Faszination für Textilien, die ihn von den ersten Experimenten im Studium bis an die Spitze einer global agierenden Beratungsfirma führte. Heute ist er CEO von epeaswitzerland gmbh, berät Unternehmen weltweit in Cradle to Cradle® und wurde mit über 30 internationalen Preisen ausgezeichnet, darunter der renommierte «Most Innovative CEO of the Year»-Award. Im Interview erzählt Albin Kälin über seinen aussergewöhnlichen Werdegang, die Herausforderungen, die ihn geprägt haben, und die Vision, die ihn bis heute antreibt.
Herr Kälin, Ihr Name steht für Innovation und Wandel. Sie haben mit Ihrer Arbeit die Kreislaufwirtschaft in der Industrie entscheidend mitgeprägt und wurden dafür vielfach ausgezeichnet. Lassen Sie uns zu den Wurzeln Ihrer Karriere zurückgehen – was hat Sie ursprünglich in die Textilbranche geführt?
Ich wollte praxisnah arbeiten, nicht nur Theorie studieren. Textilien waren für mich eine faszinierende Welt, voller Möglichkeiten und Technologien. Ich erinnere mich noch gut an die ersten Momente meines Studiums als Textilkaufmann (heute: Dipl. Textil- und Fashionmanager/in HF) an der STF, als wir Faserquerschnitte unter dem Mikroskop betrachtet haben oder die Feinheit von Wollfasern mit den Fingern bestimmen konnten. Das waren Aha-Erlebnisse, die mich begeistert haben.
Diese Begeisterung hat Sie offenbar nie losgelassen. Heute sind Sie CEO von epeaswitzerland gmbh und beraten weltweit Unternehmen zu Cradle to Cradle® und Kreislaufwirtschaft. War dieser Weg von Anfang an geplant?
Nein, aber die Leidenschaft für Innovation hat mich immer angetrieben. Mein Karriereweg führte mich über verschiedene Stationen: eine Textilfirma in der Westschweiz, ein Studium in London, eine Tätigkeit als Geschäftsführer in einer Weberei in der Ostschweiz und an einem wissenschaftlichen Institut in Hamburg. Jede dieser Erfahrungen hat mich geformt und mir neue Perspektiven eröffnet. 2009 war dann der Moment gekommen, meine eigene Firma zu gründen, um meine Vision von nachhaltigen Produkten weiter voranzutreiben.
Und das mit grossem Erfolg! Über 30 internationale Auszeichnungen in den letzten Jahren – darunter der «Most Innovative CEO of the Year»-Award. Doch Ihr Weg war nicht immer einfach. Sie haben über 25 Jahre Gegenwind erlebt, bevor die EU die Kreislaufwirtschaft mit dem «Green Deal» gesetzlich verankert hat. Was hat Sie in dieser Zeit motiviert, trotz aller Widerstände weiterzumachen?
Ich habe Herausforderungen nie als Hindernisse gesehen, sondern als Möglichkeiten zur Entdeckung. Neugierde erzeugt positive Energie – das war schon während meines Studiums so. Natürlich gab es Momente, in denen ich mich gefragt habe, ob meine Vision jemals breite Akzeptanz finden würde. Aber wenn man an etwas glaubt, muss man dranbleiben. Heute erleben wir eine Transformation der Wirtschaft und es freut mich, dass meine Ideen dazu beitragen konnten.
Ihr Motto lautet: «Innovation and Leadership are the only survival strategies.» Was bedeutet das für junge Menschen, die in die Industrie einsteigen möchten?
Die Welt verändert sich rasant. Wer erfolgreich sein will, muss über den Tellerrand hinausdenken, sich neue Wege trauen und seine Überzeugungen leben. Die Textilbranche – und viele andere Industrien – bieten ungeahnte Möglichkeiten für Innovationen. Wer neugierig bleibt und den Mut hat, Bestehendes zu hinterfragen, kann Grosses bewirken.
Sie haben vor Kurzem Ihr Buch «From Rebel to Radical Innovator: Leading the Transformation through Circularity» veröffentlicht. Was möchten Sie den Lesern damit mitgeben?
Es ist mein Beitrag an die Gesellschaft. Ich möchte Unternehmen und Studierenden Werkzeuge an die Hand geben, wie sie Kreislaufwirtschaft konkret umsetzen können. Die Transformation ist machbar – und jeder kann dazu beitragen.
Ihr beeindruckender Werdegang zeigt, was möglich ist, wenn man für seine Vision brennt. Zum Abschluss: Welchen Rat würden Sie jungen Menschen geben, die heute an ihrem eigenen Karriereweg arbeiten?
Bleibt neugierig, sucht nach Sinnhaftigkeit in dem, was ihr tut und habt den Mut, euren eigenen Weg zu gehen.
Albin Kälin’s Buch: From Rebel To Radical Innovator: Leading The Transformation Through Circularity